nicht wirklich - die begegnung

Die Vergangenheit holt mich nicht ein. Ich kann noch so langsam fortschreiten, wieder und wieder zurückblicken, ich werde gehen gelassen. Nichts das mich aufhält. Zum 387ten Mal sitze ich also an diesem See und warte darauf daß sich eine Erinnerung aus der Jugend manifestiert. Vielleicht ein Bild davon wie wir damals am Lagerfeuer saßen, wie Funken aus der Glut emporstiegen, wie die Tannen vom Feuer von unten goldgelb beleuchtet, gegen den Sternenhimmel um die Wette strahlten, wie sie mir sagte daß sie ja garnicht wußte daß ich nicht romantisch bin. Nein, ich bin nicht romantisch, wenn ich es sein soll. Ich bin nicht romantisch wenn von mir erwartet wird daß sich mir beim Anblick von ein paar hundert Kerzen oder beim Anblick eines tieforangener Sonnenuntergang mein Herz wie von alleine öffnet.
Der See ist spiegelglatt und links von mir plätschert ein Bächlein vor sich hin. Die Vögel zwitschern, es ist Frühling. Die Sonne steht schon tief und es knackt leise im Unterholz. Als ich zur Seite schaue steht sie plötzlich neben mir. "Wartest du schon lange ?". Ich habe nicht gemerkt wie sie sich leise angeschlichen hat. Mein Blick war auf den See gerichtet - einmal diagonal aufs andere Seeufer. Weil dort führt der Weg hierher entlang, der direkte Weg.
Eine Waldameise kitzelt mich an der Nase und ich streife sie behutsam mit dem Zeigefinger davon. Ich lehne mich etwas nach vorne auf der Bank, die Ellbogen jetzt auf die Oberschenkel gestützt. So kann ich ihr in die Augen schauen als sie sich neben mich auf die Bank setzt. Sie schaut nach vorne, in die Ferne, auf die Stelle die auch ich vorhin im Blickfeld hatte. Dort wo man jeden Moment erwartet daß das nächste Menschlein auftaucht. Niemand kommt.
Sie schaut zu mir herüber - "Eigentlich nicht" antworte ich. Zumindest heute habe ich noch keine halbe Stunde hier gesessen. Oder meinte sie vielleicht etwas ganz anderes ? Sie hat mich total überrumpelt und ich überlege wie es nun weitergehen soll. Meinen fragenden Blick hat sie gesehen, es ist mir unangenehm daß sie mich so verunsichert. So kenne ich mich garnicht. Ich habe mich verändert in all den Jahren. Sie erkenne ich nicht. Sie hilft mir und macht den Anfang "Wie geht es dir ?". Oh Danke, mir gehts gut möchte ich schon sagen - oder och joo - so wie es mit Arbeitskollegen üblich ist, wenn man ein solala nicht direkt aussprechen möchte. Die Chance auf diese Frage zu antworten gibt es nur einmal, am Anfang der Unterhaltung, dann wenn es eigentlich viel zu früh ist um ins Eingemachte zu gehen. Ist es denn aufrichtig, nur der guten Stimmung zuliebe zu behaupten daß es mir gut geht ? "Mir gehts gut - jetzt wo du hier bist".
Eine Ente - macht sich lautstark bemerkbar. Ihre Flügelspitzen schlagen auf die Wasseroberfläche, in vielen kleinen Kreisen breiten sich die Wellen über dem See aus.
Mein Part wäre gewesen auch sie zu fragen wie es ihr denn geht. Eigentlich möchte ich diese Frage nicht jetzt stellen - weil es mich wirklich interessiert. Die Antwort auf die Begrüßungsfloskel kenne ich ja bereits - es ist immer das selbe. Trotzdem tue ich es "Und bei dir ? Alles gut ?". "Jetzt, wo ich hier bin..". Sie lächelt. Ich lehne mich wieder zurück und muß mich beherrschen daß mein Lächeln nicht zu einem unangemessen breiten Grinsen wird..
kja - 27. Mär, 09:48

süüüß!

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