nicht wirklich

Sonntag, 15. Juli 2012

nicht wirklich - dicht durch die dünen

"Bis gleich !". Sie schaut noch einmal durch den Schlitz, und zieht dann den Reißverschluß bis ganz hinunter, bis kurz über den Boden. Relativ windgeschützt ist es hier - so zwischen den Dünen. Hundert Meter sind es bis zum Strand. Einmal einen kleinen Hügel hinauf durch den Sand, und schon kann der Blick über den endlos weiten Horizont streifen. Im Sommer kann man hier die Strandmuschel im Sand aufstellen und ungestört den Blick aufs offene Meer genießen. Von der Strandmuschel vor Blicken geschützt, zerhackt zusätzlich der Wind alle gesprochenen Wörter der Strandnachbarn in unverständliche Satzfetzen. So gibt es nichts, das die Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde - außer jenem, das man sich selbst dafür aussucht.
Seit fünf Tagen sind wir nun hier. Die angekündigte von einem Hoch bestimmte ausgedehnte Großwetterlage hat sich in ein ausgesprochen ausgeprägtes Tiefdruckgebiet verwandelt. Unsere direkten Zeltnachbarn sind heute Morgen abgereist. Ihre nur halbherzig und halbtief im Boden versenkten Heringe hielten dem letzten großen Guß nicht stand. Irgendwann in der Nacht hörten wir plötzlich von draußen aufgeregtes Rascheln. Dann so etwas wie gegenseitige Anschuldigungen. Als ich dann heute morgen aus dem Zelt aufbrach, saßen die beiden. sichtbar übermüdet, auf den Vordersitzen in ihrem Van. Die Köpfe gegen die Seitenscheibe gelehnt. Ihr Zelt sah nicht mehr wie ein Zelt aus - eher wie ein Haufen Irgendwas, lieblos mit einer silberfarbenen Plane abgedeckt. Die Toiletten waren mit Absperrband geschlossen worden - vermutlich war irgendwann heute Nacht die Entwässerung mit den Wassermassen überfordert. Der Weg bis zum nächsten höher gelegenen Waschraum ist zwar ein ganzes Stück weiter, da dieser allerdings auch für die Camper mit Wohnwagen gedacht ist, hat dieser auch gefühlte 3 Sterne mehr. Weiße Fliesen auf dem Fußboden, Wasserhähne mit Mischbatterie, und sogar die Haartrockner funktionieren.
Seit gestern müssen wir ohne Strom auskommen. Auf dem Zeltplatz gab es wohl Camper, denen nicht bewußt war, daß von ungeschützt im Regen liegenden Verlängerungskabeln eine gewisse, wenn auch unsichtbare, Gefahr ausgehen kann. Der Fehlerstrom-Schutzautomat löste aus und machte den gesamten Zeltplatz stromlos. Mit Anzahl der Auslösungen verlängerte sich die Zeitspanne bis zum nächsten Einschalten. Diese zugebenermaßen unfreiwillige Rückbesinnung auf das "Leben unplugged" wird jetzt wohl hoffentlich die letzten lautstarken Jugendlichen von hier vertreiben.
Vor zehn Jahren waren wir selbst diese Jugendlichen - vielleicht der Grund wieso wir diese Strapaze auf uns nehmen. Ein Stück Jugend wiedererleben. Noch einmal unbeschwert von einem Tag auf den anderen leben, nicht wissen wann das Urlaubsgeld aufgebraucht ist. Vor allem aber die Seele baumeln lassen. Genau auf diesem Zeltplatz haben wir auch damals schon gelagert. Mehr Glück hatten wir damals mit dem Wetter - zumindest sind nur die schönen Tage aus dieser Zeit in Erinnerung geblieben. Zu Fuß sind wir stundenlang am Sandstrand entlang gewandert. Kilometerweit sind wir gelaufen für ein Fischbrötchen. Ganze Abende haben wir gemütlich unter dem Pavillon gesessen, Pfeifchen geraucht und gekniffelt bis zum Umfallen..
Der Reißverschluß am Vorzelt bewegt sich wie von Zauberhand wieder nach oben. "Hast Du gesehen ? Wir sind inzwischen fast ganz alleine hier !". Sie war noch am Kiosk und hat heißen Kakao aus dem Automaten mitgebracht. Genau das ist es, was sich Mann in diesem Sommer wünscht ! Wir sind zwar kein Paar, aber ich überlege ernsthaft ob ich sie nicht heiraten sollte.
Der Kakao hat mich inzwischen aufgewärmt, der Regen wird wieder etwas heftiger. Die letzte Seite auf dem Kniffelblock ist beschrieben. Auf den mit Gartenstuhlauflagen aufgepolsterten Isomatten liegend, schreiben wir auf den Rückseiten der Blätter weiter während die Ecken an den Würfeln immer runder werden.. Sie hat einen Lauf, heute ist wohl nicht mein Tag. "Zehn Siege in Folge - du schuldest mir jetzt etwas !". Sie legt den Becher beiseite, streicht sich durch ihre Haare und rückt näher zu mir heran. Vielleicht ist heute doch noch mein Tag.

Montag, 14. Mai 2012

neuer VHS-Kurs: Emotionale Selbstverteidigung

Anfänger-Kurs : Ausgeglichenheit erleben
Lernen Sie in diesem Kurs, wie sie ihre eigenen Gefühle besser unter Kontrolle bekommen.
Anhand von Fallbeispielen wird gemeinsam in der Gruppe diskutiert, in welchen Situationen der/die Betroffene sich weniger von seinen Gefühlen hätte leiten lassen sollen. Es werden Fähigkeiten vermittelt, emotional problematische Beziehungen rechtzeitig zu erkennen. Es werden gemeinsam Möglichkeiten erarbeitet, sich aus den aufgezeigten emotionalen Fallen zu befreien.


Erfahrenen-Kurs: Gefühle ganz abschalten
Lernen Sie in diesem Kurs, wie sie ihre Gefühle bei Bedarf, und wie auf Knopfdruck, komplett unterdrücken können.
In diesem Kurs werden Verdrängungstechniken vorgestellt, die ihnen helfen, emotionale Rückschläge erfolgreich zu ignorieren. Diese, von Prof. Dr. Bernhard entwickelten Methoden, können Sie sofort im täglichen Umgang mit ihren problematischen Mitmenschen anwenden. Es wird bei dieser Weiterbildung ein Schwerpunkt darauf gelegt, die neuen Fähigkeiten nur bei Bedarf einzusetzen um ein völliges Abstumpfen zu vermeiden.


Fortgeschrittenen-Kurs: Angriff ist die beste Verteidigung
Lernen Sie in diesem Kurs, wie sie aktiv Gefühle anderer Mitmenschen dazu benutzen um ihr eigenes Leben zu bereichern.
Spielerisch erarbeitet die Gruppe verschiedene Verfahrensweisen, andere Mitmenschen zu ihrer Unterhaltung zu beeinflussen. Die Teilnehmer werden befähigt ihr evtl. vorhandenes Gewissen zu überhören. Erleben Sie den besonderen Reiz, andere Mitmenschen auf eine emotionale Achterbahn zu schicken. Abschluß der Lektionen bildet eine Praxisübung, bei der Sie sich nach ihrer Wahl einen "Mitspieler" aus dem Erfahrenen-Kurs aussuchen können.

Bitte beachten Sie: Der Fortgeschrittenen-Kurs wird nur solchen Lernwilligen empfohlen, die bereits jetzt schon keine wahren Freunde mehr besitzen !

Dienstag, 10. April 2012

nicht wirklich - die weiche stellen

ER : Wir müssen reden.
SIE: Was ist denn passiert ?
ER : Ich hoffte das könntest du mir vielleicht erklären.
SIE: Ich bin mir nicht sicher was du meinst.
ER : Meinst du nicht auch, daß wir etwas zu klären haben ?
SIE: Ich kann deine Gedanken nicht lesen.
ER : Schade.
SIE: Nun rück schon raus mit der Sprache !
ER : Ist schon gut, war nicht so wichtig..
SIE: Du kannst jetzt nicht einfach so gehen ! Ich kann dir nicht sagen was an diesem Abend passiert ist !
ER : Genau das meinte ich.
SIE: Und Jetzt ?
ER : Sollen wir etwa so tun als wäre nichts ?
SIE: Glaubst du denn, daß das funktionieren könnte ?
ER : Es könnte - aber vielleicht will ich es garnicht.
SIE: Und Jetzt ? Sag was !!

Samstag, 24. März 2012

nicht wirklich - die begegnung

Die Vergangenheit holt mich nicht ein. Ich kann noch so langsam fortschreiten, wieder und wieder zurückblicken, ich werde gehen gelassen. Nichts das mich aufhält. Zum 387ten Mal sitze ich also an diesem See und warte darauf daß sich eine Erinnerung aus der Jugend manifestiert. Vielleicht ein Bild davon wie wir damals am Lagerfeuer saßen, wie Funken aus der Glut emporstiegen, wie die Tannen vom Feuer von unten goldgelb beleuchtet, gegen den Sternenhimmel um die Wette strahlten, wie sie mir sagte daß sie ja garnicht wußte daß ich nicht romantisch bin. Nein, ich bin nicht romantisch, wenn ich es sein soll. Ich bin nicht romantisch wenn von mir erwartet wird daß sich mir beim Anblick von ein paar hundert Kerzen oder beim Anblick eines tieforangener Sonnenuntergang mein Herz wie von alleine öffnet.
Der See ist spiegelglatt und links von mir plätschert ein Bächlein vor sich hin. Die Vögel zwitschern, es ist Frühling. Die Sonne steht schon tief und es knackt leise im Unterholz. Als ich zur Seite schaue steht sie plötzlich neben mir. "Wartest du schon lange ?". Ich habe nicht gemerkt wie sie sich leise angeschlichen hat. Mein Blick war auf den See gerichtet - einmal diagonal aufs andere Seeufer. Weil dort führt der Weg hierher entlang, der direkte Weg.
Eine Waldameise kitzelt mich an der Nase und ich streife sie behutsam mit dem Zeigefinger davon. Ich lehne mich etwas nach vorne auf der Bank, die Ellbogen jetzt auf die Oberschenkel gestützt. So kann ich ihr in die Augen schauen als sie sich neben mich auf die Bank setzt. Sie schaut nach vorne, in die Ferne, auf die Stelle die auch ich vorhin im Blickfeld hatte. Dort wo man jeden Moment erwartet daß das nächste Menschlein auftaucht. Niemand kommt.
Sie schaut zu mir herüber - "Eigentlich nicht" antworte ich. Zumindest heute habe ich noch keine halbe Stunde hier gesessen. Oder meinte sie vielleicht etwas ganz anderes ? Sie hat mich total überrumpelt und ich überlege wie es nun weitergehen soll. Meinen fragenden Blick hat sie gesehen, es ist mir unangenehm daß sie mich so verunsichert. So kenne ich mich garnicht. Ich habe mich verändert in all den Jahren. Sie erkenne ich nicht. Sie hilft mir und macht den Anfang "Wie geht es dir ?". Oh Danke, mir gehts gut möchte ich schon sagen - oder och joo - so wie es mit Arbeitskollegen üblich ist, wenn man ein solala nicht direkt aussprechen möchte. Die Chance auf diese Frage zu antworten gibt es nur einmal, am Anfang der Unterhaltung, dann wenn es eigentlich viel zu früh ist um ins Eingemachte zu gehen. Ist es denn aufrichtig, nur der guten Stimmung zuliebe zu behaupten daß es mir gut geht ? "Mir gehts gut - jetzt wo du hier bist".
Eine Ente - macht sich lautstark bemerkbar. Ihre Flügelspitzen schlagen auf die Wasseroberfläche, in vielen kleinen Kreisen breiten sich die Wellen über dem See aus.
Mein Part wäre gewesen auch sie zu fragen wie es ihr denn geht. Eigentlich möchte ich diese Frage nicht jetzt stellen - weil es mich wirklich interessiert. Die Antwort auf die Begrüßungsfloskel kenne ich ja bereits - es ist immer das selbe. Trotzdem tue ich es "Und bei dir ? Alles gut ?". "Jetzt, wo ich hier bin..". Sie lächelt. Ich lehne mich wieder zurück und muß mich beherrschen daß mein Lächeln nicht zu einem unangemessen breiten Grinsen wird..

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ich weiß ja nicht, wie das heutzutage unter jungen...
zuckerwattewolkenmond - 30. Jun, 00:35

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