2011-09-04

Mitten durch die Dünen verläuft ein gepflasterter Radweg, die Karte dazu habe ich mir heute Morgen in der Tourist Information besorgt. Auf die Frage ob sie mir eine Route mit wenig Wind empfehlen könnte, ist die nette Dame nicht weiter eingegangen. Also bin ich mit dem Klapprad los, den Weg den ich auch ohne Karte eingeschlagen hätte, aber mit der Gewißheit mich nicht zu verfahren oder auf Hauptstraßen zurrück nach Zandvoort zu müssen. Das bischen Regen kann ich hier gut verschmerzen, die Bank ist windgeschützt. Für den Notfall hätte ich ja noch eine Regenhose dabei. Aber der Himmel zeigt zwischendurch immer mal wieder die Sonne. Der Regen muß also ein temporäres Phänomen sein. Auf dem Weg hierher hatte ich eine ganze Zeit lang den Blick auf Strand und Meer. Im Vergleich zu gestern quasi ausgestorben, und das obwohl heute Sonntag ist. Viele Touristen reisen wahrscheinlich heute ab, nur ein paar deutsche Jungendliche machten den Eindruck als wären sie eben erst angekommen, wahrscheinlich um zu shoppen. Die fraglichen Parkplätze waren auch zu meiner Jungendzeit die begehrtesten. Weit genug von der Stadt um seine Ruhe zu haben, aber nicht zu weit zum laufen. Auch wir hatten uns öfter mal spontan Abends entschlossen nach Zandvoort zu fahren, geschlafen wurde dann im Auto. Ich kann mich noch an das eine Mal erinnern daß sich meine erste große Liebe hatte dazu hinreißen lassen, an einem Joint zu ziehen. Ich fand das damals skandalös - meine Freundin und kiffen ? Ich war damals total gegen Drogen jeder Art und machte ihr voll den Streß. Berechtigterweise war sie dann ihrerseits eingeschnappt weil sie sich nicht bevormunden lassen wollte. Heute sehe ich das etwas unkritischer - lieber Rauchen als Saufen.
Unter dem Schirm kann man die Regenmenge ganz gut beurteilen, jeder kleine Tropfen erzeugt ein leises Knacken. Leider hört es nicht ganz auf sondern wird nur ständig leiser und wieder lauter. Der Abzweigung Richtung Strand konnte ich nicht widerstehen. Von hier aus kann man Ijmuiden sehen, und die Landzunge bzw. der Hafen der fast einen ganzen Kilometer in die Nordsee reicht. Meiner Schwester habe ich angekündigt daß ich noch nicht am Montag bei ihnen auf der Matte stehe - wann ich zu Besuch komme ist eher Ende der Woche. Die Gräser wachsen hier direkt aus dem Sand heraus. Der Zugang zu diesem Strandabschnitt ist hier nur mit dem Rad oder zu Fuß zu erreichen, entsprechend leer ist es hier. Auch dröhnt hier kein Baß von einer nahegelegenen Bar. Nur die Brandung ist zu hören, hier und da von einem freudigen Hundegebell von weit her unterbrochen. Einsame Wanderer sind hier garnicht so selten, da fühle ich mich direkt weniger einsam. Kaum schreibe ich diese Sätze, läßt sich eine Großfamilie gleich in Sichtweite neben mir nieder. Ich glaube daß ich genau deshalb menschenleere Orte mag, weil ich mir dann selbst natürlicher vorkomme, so als wenn es ganz normal wäre allein hier zu sein. Die Sonne kommt raus - Sonnenbrandgefahr ! Doch keine Großfamilie, es scheint eine organisierte Wanderung zu sein. Ihnen werden plötzlich Schnittchen serviert, eine ganze Palette mit Getränken steht im Sand. So kann mans sich gut gehen lassen. Die Sonne kommt raus, Proviant stimmt den Magen ruhig, die Kinder sind mit dem Meer beschäftigt. Damit die Kinder in jedem Fall weiter zu tun haben, taucht jetzt plötzlich ein Animateur auf. Er zeigt den Kinden wie man Lenkdrachen steigen läßt. Kurz darauf kommt eine zweite Animateurin - auch sie hat einen dicken Rucksack auf, mit weiteren Lenkdrachen drin..
Auch heute habe ich am Strand zurrück in Zandvoort wieder Pärchen gesehen, denen konnte man ansehen daß er sie garnicht zu schätzen weiß - genau wie ich damals. Vielleicht bin ich jetzt aber auch etwas oberflächlich, schließlich kann ich der Dame ja nicht von außen ansehen daß sie stets nur am nörgeln ist und es für ihn eigentlich schon Liebesbeweis genug ist, nicht abzuhauen.. Was man wirklich braucht, merkt man erst wenn es nicht mehr da ist.

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