stille Momente
Eigentlich möchte ich etwas dazu sagen. Nachhaken, wieso, dieses Gefühl. Genauso zwischen den Zeilen - wie die Frage aufgetaucht ist. Eindeutig "antworten", genauso eindeutig wie ich mich angesprochen fühlte. Einfach, mit, in den Raum werfen - unversicherter Versand. Wie eine Flaschenpost..
Alexander S. - 30. Apr, 20:39
Technik die begeistert. Oder besser: Technik mit Suchtpotential. Da kauft man nichtsahnend einem Bekannten einen Sourround-Verstärker ab, und plötzlich ist es ein Fulltimejob passende Lautsprecher dafür zu finden. Erfahrungsberichte lesen, alte Lautsprecher aus der Gerümpelkammer auszuprobieren, verschiedene Kombinationen auszuprobieren - wieder alles umklemmen.. Und während ich gerade so in den Genuß ganz neuer Hörerlebnisse eintauche, muß ich lesen daß es mit dem Gehör eines Arbeitskollegen immer schlechter steht. Mit einem Tinnitus im Ohr ist für ihn das Rauschen am Meer ein Highlight - d.h. nicht das Rauschen der Brandung sondern das Rauschen des Windes an der Nordsee. Weil es den kleinen Mann im Ohr überdeckt..
Alexander S. - 4. Mär, 21:55
Mit Reinhard Mey einschlafen - mit einem Ohrwurm von Tocotronic aufwachen. Was in den Stunden dazwischen passiert ist - keine Ahnung. Aber ich liebe es morgens aufzuwachen und das Gefühl zu haben als wäre ich gerade auf einem Konzert gewesen. Im Kopf noch den Klang und die kristallklare Stimme noch im Ohr..
Musik ist der Soundtrack zu meinem Leben - und ich bin noch auf der Suche - nach dem nächsten Track. Den Track der zu meinem jetzigen Leben paßt - die Musik die ich toll finde und die ohne melancholische Stimmung auskommt.. Ist es seltsam daß es aber genau diese ist, die ich momentan ganz besonders zu schätzen weiß ? Ich suche den sanften Übergang, an den man sich langsam gewöhnen kann. Den fließenden Übergang den man erst garnicht bemerkt - und sich dann doch plötzlich fragt was da gerade passiert ist..
Mit "hurra so nicht" einschlafen - mit "leb deine träume" aufwachen...
Alexander S. - 9. Feb, 23:23
Mitten durch die Dünen verläuft ein gepflasterter Radweg, die Karte dazu habe ich mir heute Morgen in der Tourist Information besorgt. Auf die Frage ob sie mir eine Route mit wenig Wind empfehlen könnte, ist die nette Dame nicht weiter eingegangen. Also bin ich mit dem Klapprad los, den Weg den ich auch ohne Karte eingeschlagen hätte, aber mit der Gewißheit mich nicht zu verfahren oder auf Hauptstraßen zurrück nach Zandvoort zu müssen. Das bischen Regen kann ich hier gut verschmerzen, die Bank ist windgeschützt. Für den Notfall hätte ich ja noch eine Regenhose dabei. Aber der Himmel zeigt zwischendurch immer mal wieder die Sonne. Der Regen muß also ein temporäres Phänomen sein. Auf dem Weg hierher hatte ich eine ganze Zeit lang den Blick auf Strand und Meer. Im Vergleich zu gestern quasi ausgestorben, und das obwohl heute Sonntag ist. Viele Touristen reisen wahrscheinlich heute ab, nur ein paar deutsche Jungendliche machten den Eindruck als wären sie eben erst angekommen, wahrscheinlich um zu shoppen. Die fraglichen Parkplätze waren auch zu meiner Jungendzeit die begehrtesten. Weit genug von der Stadt um seine Ruhe zu haben, aber nicht zu weit zum laufen. Auch wir hatten uns öfter mal spontan Abends entschlossen nach Zandvoort zu fahren, geschlafen wurde dann im Auto. Ich kann mich noch an das eine Mal erinnern daß sich meine erste große Liebe hatte dazu hinreißen lassen, an einem Joint zu ziehen. Ich fand das damals skandalös - meine Freundin und kiffen ? Ich war damals total gegen Drogen jeder Art und machte ihr voll den Streß. Berechtigterweise war sie dann ihrerseits eingeschnappt weil sie sich nicht bevormunden lassen wollte. Heute sehe ich das etwas unkritischer - lieber Rauchen als Saufen.
Unter dem Schirm kann man die Regenmenge ganz gut beurteilen, jeder kleine Tropfen erzeugt ein leises Knacken. Leider hört es nicht ganz auf sondern wird nur ständig leiser und wieder lauter. Der Abzweigung Richtung Strand konnte ich nicht widerstehen. Von hier aus kann man Ijmuiden sehen, und die Landzunge bzw. der Hafen der fast einen ganzen Kilometer in die Nordsee reicht. Meiner Schwester habe ich angekündigt daß ich noch nicht am Montag bei ihnen auf der Matte stehe - wann ich zu Besuch komme ist eher Ende der Woche. Die Gräser wachsen hier direkt aus dem Sand heraus. Der Zugang zu diesem Strandabschnitt ist hier nur mit dem Rad oder zu Fuß zu erreichen, entsprechend leer ist es hier. Auch dröhnt hier kein Baß von einer nahegelegenen Bar. Nur die Brandung ist zu hören, hier und da von einem freudigen Hundegebell von weit her unterbrochen. Einsame Wanderer sind hier garnicht so selten, da fühle ich mich direkt weniger einsam. Kaum schreibe ich diese Sätze, läßt sich eine Großfamilie gleich in Sichtweite neben mir nieder. Ich glaube daß ich genau deshalb menschenleere Orte mag, weil ich mir dann selbst natürlicher vorkomme, so als wenn es ganz normal wäre allein hier zu sein. Die Sonne kommt raus - Sonnenbrandgefahr ! Doch keine Großfamilie, es scheint eine organisierte Wanderung zu sein. Ihnen werden plötzlich Schnittchen serviert, eine ganze Palette mit Getränken steht im Sand. So kann mans sich gut gehen lassen. Die Sonne kommt raus, Proviant stimmt den Magen ruhig, die Kinder sind mit dem Meer beschäftigt. Damit die Kinder in jedem Fall weiter zu tun haben, taucht jetzt plötzlich ein Animateur auf. Er zeigt den Kinden wie man Lenkdrachen steigen läßt. Kurz darauf kommt eine zweite Animateurin - auch sie hat einen dicken Rucksack auf, mit weiteren Lenkdrachen drin..
Auch heute habe ich am Strand zurrück in Zandvoort wieder Pärchen gesehen, denen konnte man ansehen daß er sie garnicht zu schätzen weiß - genau wie ich damals. Vielleicht bin ich jetzt aber auch etwas oberflächlich, schließlich kann ich der Dame ja nicht von außen ansehen daß sie stets nur am nörgeln ist und es für ihn eigentlich schon Liebesbeweis genug ist, nicht abzuhauen.. Was man wirklich braucht, merkt man erst wenn es nicht mehr da ist.
Alexander S. - 15. Jan, 10:22
Heute hat mein Winterdienst aufgehört. Zhong, mein Nachbar tut mir schon leid. Gerade als für ihn der Winterdienst anfängt geht es hier so richtig zur Sache. Ich sitze bei ausgeschalteter Beleuchtung im Wohnzimmer. Es ist halb Elf - die Dresdner schauen noch Fern. Und das hört man im ganzen Haus. Nichts von wegen der Schnee schluckt allen Schall. Seit heute nachmittag schneit es, hinzu kommen Schneeverwehungen. Wenn ich aus dem Fenster blicke kann ich nicht mehr erkennen wo der Bürgersteig anfängt und die Wiese aufhört. Sogar mein Balkon ist halb zugeweht. Die Straßenlaterne beleuchtet die ganze Straße - durch den hellen Schnee der das Licht reflektiert ists nun hier im Wohnzimmer fast hell genug um die Zeitung zu lesen. Vor einigen Monaten hat die Stadt tatsächlich mal Strom gespart und die Lampen nachts abgeschaltet. Eine richtige Nacht war das dann. Inzwischen brennen die Lampen wieder nonstop - Zivilisation nennt sich das. Vorgestern habe ich den Baustrahler aus dem Gerümpel gekramt. Ich habe gelesen daß es helfen kann die Winterdepression in den Griff zu bekommen wenn man sich mit Tageslicht oder Licht vergleichbarer Helligkeit bestrahlt. Täglich 20 bis 60 Minuten vor hellem Licht sitzen soll dazu führen daß die Produktion bestimmter Hormone angeregt wird. Bei vielen Patienten führt daß zu einer besseren Stimmung. Ich schalte nun also morgens im Bad den 400W-Strahler ein und nehme mir 15 Minuten Zeit um "wach zu werden". Ich bilde mir sogar ein, daß meine Unlust nur noch 95% beträgt. Vielleicht liegt das aber auch daran daß nun endlich Wochenende ist...
Alexander S. - 8. Jan, 13:34
Naja, nun sitz ich hier.
In D. sitz ich in meiner Wohnung, im Wohnzimmer, im Dunkeln. Das habe ich mir immer gewünscht. Nachts in aller Ruhe zu wissen daß es nichts zu tun gibt. Nun. Ganz ruhig ists hier leider nicht. Von den Nachbarn höre ich den Fernseher. Und ich weiß auch daß sie meinen Fernseher hören. Daher komme ich auch garnicht dazu mir im Wohnzimmer Konzerte anzuhören, mit einer Lautstärke wie es in Selters oder Nauort überhaupt kein Problem war. Mit den Kopfhörern lege ich mich ab und an auf die Couch, höre dann aber meistens Hörbücher. Mein Hörsinn für laute Musik ist eingeschlafen, auch seit ich mit dem Kombi unterwegs bin. Dort war kein Platz für anständige Musik weil es gibt dort keine Hutablage die man anbohren und mit Lautsprechern bestücken könnte. Vielleicht ändert sich das ja mit dem Panda. Ein paar Wochen noch und ich bin für vier Jahre verschuldet. Das erste mal im Leben so richtig verschuldet. Aber das gehört wohl dazu, zum Erwachsenwerden. Und was auch dazu gehört: mit S. zusammenziehen.
Alexander S. - 8. Jan, 09:06