Dienstag, 10. Januar 2012

2011-02-28

Wieso legt der Mensch eigentlich so gerne Listen an ? Die letzte Woche war anstrengend gewesen - zumindest die Nächte. Von Mittwochabend bis Samstagmorgen habe ich circa 20 mal geschlafen.. nach unzähligem Umdrehen im Bett habe ich dann doch die Nächte rumbekommen. Mit der Zeit hat sich zwischen mir und S. ein Ritual eingebürgert. Nachdem wir um halb 10 Uhr abends miteinander telefonieren verabschieden wir uns folgendermaßen: wir wünschen uns gegenseitig eine gute Nacht - einer von uns beiden sagt daß er den anderen "lieb hat" - der andere sagt "ich dich auch". Zum Schluß gibt es noch ein Küßchen - und natürlich eines zurrück.
Das letzte Wochenende ist nicht so gut gelaufen. Wir haben uns ein Wochenende lang nicht gesehen weil ich bei meinen Eltern mit meiner Schwester zum Geburtstag eingeladen war. Aus Erfahrung weiß ich, daß sie immer dann ungenießbar wird, wenn wir uns länger nicht sehen. In dieser besagten Woche hat sie sich die Haare abgeschnitten - und als sie mich am Samstag vom Bahnhof abholte sagte ich nicht wie von ihr erwartet daß ich es toll fände. Stattdessen sagte ich die Wahrheit, nämlich daß ich mich schon daran gewöhnen würde. Selbst DAS war zu diesem Zeitpunkt aus meiner Sicht schon ein Entgegenkommen ! Ihre Antwort dazu war aber "ist mir egal". Ihr war es egal wie ich darüber denke ? Was ist ihr denn noch alles egal ? Genau dies ging mir durch den Kopf - und entsprechend gereizt war ich an diesem Wochenende. Nachträglich weiß ich nun auch wieso es dann noch schlimmer wurde. Auf ihre Frage wieso ich denn nicht mal den Müll rausbringen könnte wenn ich schon hier wäre (während sie auf der Arbeit war) habe ich wohl geantwortet daß ich da keinen Bock drauf gehabt hätte... Wie dem auch sei - vor allem diese Bemerkung hat sie nur noch stinkiger gemacht. Sonntagabend haben wir uns dann wieder vertragen, aber bis Mittwoch waren dann die Hormone (sie bekam ihre Tage) so mächtig geworden daß sich unser Abschiedsritual nach einer 2-Minütigen Unterhaltung folgendermaßen abspielte: Ich: "Ich wünsch dir eine gute Nacht" - sie: "dito". Ich: "Hab dich lieb" - sie : "Yo".
Das war natürlich nicht unbedingt die Motivation die man braucht alles daran zu setzen einen sicheren Job zu kündigen und neu anzufangen. Am folgenden Samstag haben wir uns dann ausgesprochen. Aus dieser Aktion habe ich etwas gelernt: Ich bin, zumindest seelisch, ganz ohne es zu merken, schon ganz schön abhängig geworden. Daß mich ein paar nicht gesagte Worte so fertig machen können, hätte ich nicht für möglich gehalten.
Heute Mittag hat mich dann plötzlich J. angerufen und gefragt ob bei mir alles ok wäre - ich erzählte ihr die Kurzfassung. Interessant ist, wie sie heute über unsere damalige Beziehung denkt. Mit ein Grund, wieso es mit uns damals nicht geklappt hat, war ihrer Meinung nach, daß ich versuchte es allen Recht zu machen. Irgendwie stimmt das ja schon - auch heute noch lasse ich mich vor allem davon beeinflussen was andere Menschen von mir erwarten. Genau das war es nämlich auch, was ich mir am Freitag abend dachte. Ich dachte mir eine Liste machen zu müssen mit den Dingen die ich tun SOLL. Mir kam es so vor alles sollte ich einfach alles tun. Es macht da keinen Unterschied ob der Druck von außen oder von mir selbst kommt. Und ein großer Teil dieses Drucks entsteht tatsächlich dadurch daß ich nach Hersfeld soll.. Aushalten kann ich das nur, wenn ich als Gegenleistung zumindest etwas Interesse bekomme - und dieses Interesse fehlte Ende letzter Woche völlig. Wäre es da nicht logisch gewesen den Druck zu reduzieren - und das "soll Job in Hersfeld finden" zu streichen ?

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