nichts zu tun
Es gibt nichts zu tun.
Es gibt nichts zu tun.
Es gibt nichts zu tun
T+2: Ich werde etwas unruhig. T ist der Zeitpunkt der letzten Zigarette. 2 ist die Zeit in Stunden. Neben dem Bett habe ich nun wieder die kleine Kompaktanlage aufgebaut. Auf dem Bett liegend stelle ich mir vor, wie wir (wer auch immer sie ist) einfach nur nebeneinander liegen und Musik hören. Ich zappe durch die Unterverzeichnisse auf dem USB-Stick und als ich durch bin, schalte ich auf Radio um. Da habe ich sie gefunden - Musik die mich heute so richtig runter ziehen kann. Es ist Gute-Laune-Party-Musik. Sie erinnert mich daran daß heute Abend mal wieder Millionen Menschen feiern werden. Und ich sitze stattdessen in meiner Wohnung und überlege ob ich James Bond sehen will. Natürlich hat sie sich nicht gemeldet.
Alexander S. - 29. Mai, 22:15
Um diese Uhrzeit, also jetzt, noch mit Kuchenbacken anfangen ? Viel lieber sitz ich nun auf der Couch und höre Musik. Meine Arbeitskollegen würden es eh nicht bemerken wenn es den Geburtstagskuchen ein paar Tage später gibt - oder wenn es überhaupt keinen gibt. Inzwischen ist die Firma so groß geworden, daß die meisten schon den Überblick verloren haben, wer wann Geburtstag hat. Erwartungen gibt es also inzwischen nicht mehr. Wenn der Druck so klein geworden ist, wieso sollte ich mir dann selbst Druck machen ? Schließlich habe ich ja auch eine gute Entschuldigung vor mir selbst, war schließlich den ganzen Tag unterwegs. Die letzten Zweifel an der Glaubwürdigkeit meiner Ausrede vernichtet die Sucht - also die nächste Zigarette. Und auch bringt mich die nächste Zigarette nochmal fünf Minuten weiter Richtung Nacht - also sie macht es noch später, ja wirklich viel zu spät um jetzt noch mit dem Kuchenbacken anzufangen. Und überhaupt wäre es ja auch viel besser wenn ich gleich zwei Kuchen backe - einen für meine Abteilung und einen für die Produktion - und das würde ich ja nun heute schon garnicht mehr schaffen ! Ach, ist das schön wenn man sich die Realität selbst zurechtspinnen kann. Manchmal bin ich da richtig stolz auf meine Kreativität. Meine Schwester hat mir dieses Jahr ein Buch geschenkt: Die Kunst des klaren Denkens - 52 Denkfehler die sie besser anderen überlassen. Ich glaube sie kennt mich doch ein wenig ;-)
Alexander S. - 5. Feb, 21:45
Ich weiß nicht, ob das gestern eine gute Idee war, J. zu besuchen. Wir sind bei ihr zuhause geblieben und haben uns, nachdem ich von meiner Trennung von S. erzählt habe, alte Fotos aus unserer Zeit angesehen. Wir haben beide von den alten Zeiten geschwärmt und ich habe jede Sekunde genossen. Und dann ist mir heute morgen auf dem Weg zu Arbeit wieder eine Szene von gestern Abend eingefallen - wir standen zusammen am Aquarium und hielten, scheinbar, nach dem Kampffisch Ausschau. Wir standen nur da, unsere Köpfe dicht beieinander um den gleichen Blickwinkel zu haben, und ich fühlte mich in eine andere Welt versetzt. Es war so ein Moment den ich für immer hätte festhalten wollen. Kein Gefühl daß sie etwas von mir erwartet, kein Warten auf die nächsten gesprochenen Worte, kein Bedürfnis irgendetwas zu tun. Einfach nur sein - in ihrer Nähe. Es sollte nichts, und es ist auch nichts passiert. So unglaublich spektakulär kann nichts tun, nichts denken, nichts reden - sein.
Nun muß ich schon den ganzen Tag an sie denken - obwohl ich genau weiß daß sie jetzt endlich nach Jahren mit ihrem Freund zusammenziehen möchte. Ich habe ihr angeboten daß sie mich auch mal besucht - sollte sie sich plötzlich, nur weil ich nicht mehr mit S. zusammen bin, mehr für mich interessieren ? Wären nicht alle diese Umstände - ich würde behaupten ich hätte mich verknallt. Aber damit, mich darauf einzulassen, tue ich mir keinen Gefallen, diese Art von Liebeskummer kenne ich zu genüge..
Alexander S. - 19. Jan, 20:47
Jetzt sitze ich hier tatsächlich in Zandvoort am Strand. Habe eben Arny und Nicky eine MMS geschickt - als Beweiß dafür daß ich es wirklich getan habe. Sie hatten schon garnicht mehr dran geglaubt, denn sie wollten mich gerade zum Grillen einladen. Das Wetter ist gut, beinahe zu gut. Kurz vor vier haben wir jetzt und ich bin am braten. Den ersten Platz an dem ich es mir gemütlich machen wollte habe ich inzwischen verlassen. Zuerst hat sich eine junge schwangere Dame vor mir in der Sonne geräkelt, dann kam ihre Ablösung - eine junge Blondine. Aber statt sich in die Fluten zu stürzen steht sie einfach nur da und wirft mir ab und an einen kurzen Blick zu. Soviel zum Thema Entspannung. Die nächste Gelegenheit habe ich dann genutzt um unauffällig zu verschwinden. Wieso ich mich überhaupt dort hingesetzt habe ? Direkt an den Dünen hat eine Bar geöffnet die mit satten Bässen und Housemusik Besucher anlockt. Mit J. hatte ich damals eine so tolle Zeit, genau dort. Aber nun genug davon. Schließlich macht die Sonne mir schon genug zu schaffen, da brauche ich nicht auch noch nen dröhnenden Schädel von der Musik. Meine Unterkunft ist sehr spartanisch, gut daß S. nicht mehr dabei ist. Sie hätte sicher die Krise bekommen. Im winzigen Bad gibt es kein Waschbecken - dafür hängt neben der Spüle am Küchenzeilchen ein kleiner Schminkspiegel. Das Doppelzimmer scheint also für Russen gemacht zu sein. Sie kann sich stundenlang schminken ohne das Bad zu blockieren. Ich schätze das Zimmer ist gerade erst fertig geworden, deshalb hat sich noch niemand beschwert. Auf mich macht es wirklich den Eindruck als wenn es eine Notlösung ist. Den Speicher entrümpelt und die letzte Ecke für zwei sehr kompakte Betten genutzt. Ich mache das Beste daraus, auf jedenfall ist es luxeriöser (wenn man dieses Wort in diesem Zusammenhang verwenden darf) als Camping auf dem Jugendzeltplatz. Und schließlich hoffe ich auch daß ich nicht den Großteil der Zeit dort verbringen muß. Dem Motorengeräusch auf dem Zandvoortring zufolge scheint heute ein Rennen zu sein. Der Strand ist dermaßen überfüllt daß ich fast bis zum Campingplatz barfuß durch den Sand gelaufen bin, nur um eine Stelle zu finden an der der Abstand zum nächsten Strandbesucher mehr als 20 Meter beträgt. Naja, etwas Anspruch hatte ich schon: ein Traktor sollte auch nicht unbedingt die Aussicht aufs Meer versperren. Inzwischen habe ich auch mein T-shirt ausgezogen. Die Möwen hierzulande kennen das, stören sich nicht an dem vergleichsweise käsigen Anblick ;-)
Alexander S. - 15. Jan, 09:56